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Keiner geht verloren
Baumkontrolle und -pflege sind klassische Außendiensttätigkeiten. Zu ihrer Unterstützung können mobile Online-Dienste einen hohen Mehrwert bieten. Digitale Karten erleichtern das Auffinden der Bäume und stellen Visualisierungen für Auswertungen bereit.
Die Erfassung von Baumdaten erfolgt in vielen Einrichtungen noch immer auf Papier. Dies betrifft vor allem Einrichtungen mit einem mittleren Baumbestand von bis zu 1500 Bäumen wie Freizeitanlagen, Parks oder Einkaufszentren. Größere Einrichtungen, Städte und Kommunen setzen meist digitale Baumkataster ein. Diese als Softwarelösungen ausgeführten Kataloge waren bisher nicht für den mobilen Aufruf durch neuartige mobile Endgeräte optimiert. Vielmehr wurde die ehemals ausschließlich stationäre Anwendung auf speziell für die Arbeit im Freien entwickelten robusten und teuren Kleincomputern installiert (z. B. Handheld-Geräte von Trimble).
Das Ziel eines in den Jahren 2013 und 2014 gelaufenen Forschungs- und Entwicklungsprojektes an der Beuth-Hochschule für Technik Berlin war es, Kerndienste digitaler Baumkataloge zu identifizieren und innovative mobile Dienste als App für Standardendgeräte wie Smartphones prototypisch zu entwickeln. Anwendungspartner war das Kinder- und Jugendfreizeitzentrum FEZ Berlin, dessen etwa 1400 Bäume über den Baumkatalog verwaltet wurden. Im Verlauf des Projektes stand das FEZ Berlin für den Feldtest zur Verfügung und leistete wertvollen Input aus Anwendersicht.
Differenzierter Datenbestand
Für die Erstellung des Anforderungskatalogs an die Software konnten aus den Regelwerken der FLL (Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau) enorm wichtige Hinweise gewonnen werden. Diese Regelwerke existieren unter anderem für Baumkontroll- und Baumpflegevorgänge. Dort wird zum Beispiel festgelegt, welche Daten erhoben werden sollten. Zusätzlich werden Empfehlungen ausgesprochen, wie die fachgerechte Umsetzung der Pflegemaßnahmen erfolgen sollte. So wird unter anderem beschrieben, wie Kronenschnitte aussehen, wie Kronensicherungen angebracht werden oder wie mit Rinden- und Holzschäden umzugehen ist.
Als Ergebnis eines früheren Studentenprojekts existierte bereits eine Internetanwendung zur Ersterfassung eines Baumbestands. Dazu zählten unter anderem Angaben zur Baumart, -gattung, -familie, die Koordinaten und Baumnummern, Schädlings- und Vitalitätsstufenangaben sowie die Visualisierung der Baumstandorte auf Karten.
Keine Synchronisierungskonflikte
Baumkontrollformular nach den FLL-Richtlinien: Online-Vorlage für detaillierte Bestandsaufnahme vor Ort. – Abb.: Beuth-Hochschule Mit den entwickelten FLL-konformen Baumkontrollformularen auf dem mobilen Endgerät kann der Baumkontrolleur die Bäume kontrollieren und erfasst die Daten vor Ort. Damit wird einerseits jedes Smartphone oder Tablet zum kostengünstigen Arbeitsgerät, andererseits kann nun online gearbeitet werden, wodurch Synchronisierungsaufwand und -konflikte entfallen.
Weitere Unterstützung kann aus räumlichen Abfragemöglichkeiten und Visualisierungen auf thematischen Karten resultieren. So können zum Beispiel alle Bäume, deren Kontrolle ansteht, sichtbar hervorgehoben werden.
Von der Nutzung von Smartphones oder Tablets für Außendiensttätigkeiten bei der Baumkontrolle anstelle der teuren für den Einsatz im Freien hergestellten Handheld-Computer profitieren insbesondere Einrichtungen mit kleinem bis mittlerem Baumbestand.
Die ehemals papierbasierte Arbeit bei der Baumkontrolle und -pflege entfällt und resultiert in höherer Aktualität und besserer Übersichtlichkeit über die Baumbestandsdaten. Auswertungen (z. B. „an welchen Bäumen sind Pflegemaßnahmen nötig“, „welche Bäume sind vom Eichenprozessionsspinner befallen“) werden enorm erleichtert, während sie auf Papierbasis nur sehr mühsam zu realisieren sind. Digitale Karten erleichtern das Auffinden der Bäume und stellen hervorragende Visualisierungen für Auswertungen bereit.
Petra Sauer
Die Autorin Dr. Petra Sauer ist Professorin für Informatik mit Fachgebiet Datenbanken an der Beuth-Hochschule für Technik Berlin
Info: Bei der Entwicklung einer Baumpflege-App an der Beuth-Hochschule für Technik Berlin kam die Programmumgebung APEX von Oracle zum Einsatz. Sie unterstützt das deklarative Entwickeln von Softwarekomponenten, indem wiederkehrende Arbeiten automatisiert werden. Der Entwickler wird von APEX sehr gut beim Erstellen browser-basierter Web-Apps unterstützt. Deren Vorteil liegt in der plattformübergreifenden Verwendbarkeit. Es macht keinen Unterschied, ob das Betriebssystem des Endgeräts Android, „iOS“ oder Windows Phone ist. Der Nachteil ist die etwas schlechtere Performance im Vergleich zu nativen Apps.
11/2014